Mutmacher-Story

Mutmacher Story: Iris Yasmine Harms

Interview am 26.04.2020 durch Unternehmenswelt.

Iris bringt Menschen in Bewegung mit ihrer Tanz- und Bewegungsmeditation. Als die Corona-Verordnungen kamen, musste sie ihre Kurse einstellen. Zwei Wochen später hatte sie Online-Kurse auf die Beine gestellt und rät auch anderen Unternehmern: „Keep on moving!“

Hallo Iris, du hast dich bei uns gemeldet, weil du anderen Unternehmern in Zeiten von Corona Mut machen möchtest. Aber erzähl uns doch erstmal, welche Auswirkungen auf dein Unternehmen du feststellst.

Die Corona-Krise hatte die unmittelbare Auswirkung, dass ich von einem Tag auf den anderen keine regelmäßigen Kurse mehr anbieten konnte. Dadurch ist mein Brot-und Buttergeschäft komplett weggefallen.

Bis zum Zeitpunkt der Krise habe ich Bewegungsmeditation an mehreren Tagen die Woche und an verschiedenen Orten in Deutschland und Europa unterrichtet. Neben den täglichen Einnahmen sind alle Workshops und Retreats ausgefallen. Wirtschaftlich bedeutete das, dass ich bereits gezahlte Teilnehmergebühren für Workshops zurückzahlen musste. Zu den fehlenden Einnahmen kommen auch noch Storno-Kosten für angemietete Räume hinzu.

Hast du finanzielle Hilfen beantragt, um diese Situation wirtschaftlich abzufedern? 

Ich habe umgehend die Soforthilfe für Solounternehmer beantragt und auch erhalten. Die Abwicklung hat problemlos funktioniert und mir Mut gemacht, denn nun kann ich zumindest die angefallenen Kosten ausgleichen. Zum derzeitigen Zeitpunkt reicht das. Sollte der Lockdown allerdings noch länger anhalten oder erneut verschärft werden, dann käme ich in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Zumal an meiner Arbeit noch andere Unternehmen wie Seminarhäuser, Tanz- und Yogastudios dranhängen. Es wird oft gesagt, dass die Vermieter kulant sein sollen. Die Frage ist aber, ob es dann nach der Krise noch Räume für solche Angebote wie meine gibt. Und ob, wenn ich kündige, ich danach wieder meine gewohnten Zeiten bekomme. Wir sitzen doch alle in einem Boot.

Wie könnten hier der Gesetzgeber und die nachgestellten Behörden helfen? 

Ich wünsche mir, dass genau abgewogen wird, ob es auch eine Öffnung für Geschäftsbereiche wie meinen geben kann. Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum Friseure und Modegeschäfte öffnen dürfen und wichtige Gesundheitsleistungen wie meine weiterhin geschlossen bleiben müssen. Von meinen Klienten höre ich, dass ihnen die soziale Distanzierung am meisten zu schaffen macht.

Ebenso wünsche ich mir finanzielle Förderprogramme, die uns helfen, das Online-Business zu nutzen. In Finnland gibt es zum Beispiel ein gefördertes Familienprogramm, wo Familien kostenlos tanzen können. Das halte ich für gut. 

Kannst du prognostizieren, wie es deinem Unternehmen in sechs Monaten wirtschaftlich gehen wird? 

Das ist eine gute Frage. In der letzten Woche hatte ich wirklich gar keine Hoffnung mehr. Obwohl ich eigentlich ein optimistischer und tatkräftiger Mensch bin. Ich bin schon mit vielen Krisen klargekommen und habe mehrere Unternehmen erfolgreich aufgebaut. Am meisten hat mich zermürbt, dass es heißt, wir werden dieses Jahr keine Reisen machen können. Nicht weil ich persönlich reisen will, sondern weil 50 % meines Unternehmenserfolgs von meinen Seminarreisen abhängt. Zurzeit konzentriere ich mich darauf, ein Beratungs-Business aufzubauen, denn ich habe in den vergangenen Wochen so viel übers Online-Business gelernt, dass ich es gut weitergeben kann. Von daher sehe ich nun wieder optimistischer in die Zukunft.

Da schwingt so ein bisschen das Motto „Krise als Chance“ mit.

Ja, ich erkenne Chancen in dieser Krise, denn ich nehme wahr, was mir wirklich wichtig ist, was meine Einzigartigkeit ist, und wie ich diese sichtbarer machen kann. Durch die Routinen, die ich in den letzten Jahren eingehalten habe, bin ich auch etwas fixiert gewesen. Nun bin ich aufgefordert, neue Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.

Schlägt sich diese positive Einschätzung auch konkret auf deine angebotenen Dienstleistungen nieder?

Iris Yasmine Harms, Tanz- und Bewegungsmeditation

Ja. Ich habe sofort reagiert und Online-Kurse über Zoom angeboten. Zum Glück hatte ich zuvor an einem Coaching zum Thema Online-Business teilgenommen und konnte vieles davon sofort umsetzen.

Bis dato habe ich mir nicht vorstellen können, dass meine Tanzmeditations-Methode im virtuellen Raum möglich ist. Es hat mich eine Woche Zusammenarbeit mit drei Kolleginnen gekostet bis wir das Set-up für unsere Musik hinbekommen haben. Wir haben uns gefühlt wie die Technik-Queens!

Wie hast du deinen Kunden dieses neue digitale Angebot kommuniziert? 

Ich habe meine Kunden per Email und Facebook informiert und sehr offen über meine Lage und den Prozess, diese Online-Kurse aufzusetzen, geschrieben. Ich habe sie ermuntert, sich anzumelden und, wenn es ihnen möglich ist, auch als Sponsor aufzutreten, damit auch die durch Corona Finanzgeschädigten mittanzen können. Ich war überwältigt von der Großzügigkeit meiner Klienten. 

Also nehmen digitale Tools für dich aktuell einen größeren Stellenwert ein.

Ja, und es ist interessant, dass ich online eine ganz neue Ästhetik erfahre. Meine Klienten haben schon verlauten lassen, dass sie dieses Angebot auch nach der Krise weiter nutzen wollen. Es ist vor allem für diejenigen interessant, die weiter entfernt wohnen oder das Haus hüten müssen. Und ein wesentlicher Aspekt ist, dass dieses Medium keine Grenzen kennt. Ich hatte auch schon Teilnehmer aus Russland, Norwegen und Irland.

Trotz solcher positiven Effekte ist die Corona-Krise ja fast für jeden Unternehmer eine Art Meilenstein. Gab es andere Ereignisse, die für dich eine ähnlich gravierende Bedeutung hatten?

Die Corona-Krise war wohl der größte Schock für mich und die größte Unwägbarkeit, da es keinen Anhaltspunkt gab, wann und wie es weiter gehen würde. Auch heute weiß ich noch nicht, ob ich in der gleichen Art wie vorher weitermachen kann. Das hängt von vielen äußeren Faktoren ab, auf die ich keinen Einfluss habe. 

Ansonsten war die Finanzkrise eine große Herausforderung für mich. Damals habe ich im Sales für Marketing und Coaching gearbeitet, und es kamen keine Aufträge mehr rein. Wir haben einfach weiter akquiriert. Und es hat funktioniert.

Einfach weiter machen wie damals oder neue Wege gehen wie du es derzeit tust – was ist dein Rat an andere Unternehmer für ihr Krisenmanagement?

Neue Wege gehen. Sich auf die digitalen Medien einlassen. Es gibt heute so tolle Online-Kongresse, Tutorials und Berater, die durch eigene Erfahrung gelernt und sich etwas Neues aufgebaut haben. Das Schlimmste für einen Unternehmer ist einzufrieren. Keep on moving!

Vielen Dank für das lebendige Gespräch, Iris. Keep on dancing!

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