Was Tanzen mit einem vollen Kühlschrank, New York und einer starken Tochter zu tun hat

Kennst Du das? Irgendetwas fühlt sich nicht richtig an. Etwas stimmt nicht. Egal, wie sehr Du Dich im Außen anstrengst, Dein Inneres kommt nicht an. Das kann viele Bereiche betreffen. Auch den Job.

Ich kenne das sehr gut. Gott sei Dank bin ich nicht mehr an dem Platz und habe die wunderbare Lebensaufgabe, anderen Menschen aus dieser quälenden Situation zu helfen. Das kann ich so gut, weil ich selbst mal an dem Ort war.

Darum eine kleine Rückblende

„Lieben Sie ihren Beruf“? – fragte mich der Geschäftsstellenleiter der Versicherungsfiliale.

Ich musste schallend lachen und sagte: „Nein.!“

„Das dachte ich mir“, kam von Ihm. „Ich sehe Sie ganz woanders“.

Ah, interessant: „Wo sehen Sie mich denn?“

„Sie sind eine Künstlerin“, meinte er.

BINGO! Er hatte mich erkannt und sich getraut, mir das ins Gesicht zu sagen. Eine lange Leidensgeschichte ging damit für mich zu Ende.

Ich konnte mich nicht mehr verstecken. Mein Körper, meine Art mich auszudrücken hatten mich verraten. Da half kein schickes Kostüm, keine hochhackigen Schuhe. Und Zielplanung: Pustekuchen!

Nun musste ich Farbe bekennen und den Schritt in mein neues Leben beginnen.

Dieses Leben hatte schon zehn Jahre zuvor angefangen, als ich zehnmal auf ein Blatt schrieb:

Ich will tanzen, singen, lachen.

Es kam nicht einfach so, sondern ich war schon länger auf der Suche.

Wie viele Ausbildungen hatte ich schon hinter mir. War mit allen Wassern gewaschen, in allen Branchen kannte ich mich aus, meine Erfolge dauerten 4 Jahre und dann musste etwas Neues her. Bis ich begriff, dass es so nicht weiter geht. Ich war todunglücklich.

Mir fiel „Der Weg des Künstlers“, ein Buch von Julia Cameron in die Hände und ich machte die Aufgaben, schrieb die Morgenseiten ; jeden Morgen 3 Seiten mit der Hand, ohne darüber nachzudenken und wenn mir nichts einfiel, dann schrieb ich über diese blöde Aufgabe.

Ein, zwei, zehn Jahre um diesen einen Satz, der mein Leben verändern sollte, zu schreiben.

Ich will tanzen, singen, lachen.

Es war keine Spielerei. Meine Seele hat sich gemeldet und mir fiel ein, dass ich schon als Kind immer tanzen wollte. Als Teenager wollte ich Tanzlehrerin werden.

Das Leben lief dank der Weichenstellung meiner Eltern in eine andere Richtung, so dass ich die Wellen des Lebens in all ihren Höhen und Tiefen spüren durfte.

Ich will tanzen, singen lachen.

Wo sind meine Tanzschuhe? Ja, die mit denen ich Standard und Latein getanzt habe. Abend für Abend, wenn die Kinder im Bett waren, zog ich sie an, legte Musik auf und tanzte im Wohnzimmer.

Und ich begab mich auf die Suche: Tanzpädagogik: nein, Tanz-Therapie: nichts für mich, Ausdruckstanz – auch nicht.

Und dann erzählte mir eine Freundin von den 5Rhythmen®. Es war wie eine Offenbarung. Vom ersten Moment an wusste ich: Das ist mein Weg!

Sogleich fand ich heraus, was ich tun musste, um diese Ausbildung zu machen. Und es sollte noch zehn lange Jahre dauern, bis ich mit dem Training begann.

Währenddessen befand sich meine Krise auf dem Höchststand. Kein Auto, keine Arbeit. Mein Wohnort passte nicht zu mir, mein Partner auch nicht und die Freunde wendeten sich von mir ab. Was blieb, waren meine Familie und der Tanz.  Ich engagierte mich als Helfer und konnte im Gegenzug frei mittanzen.

„if you’re going to San Francisco “

Ich musste nach San Francisco, um meinem Traum weiter zu folgen. In San Francisco konnte ich die höheren Kurse besuchen. Mit 300 Dollar in der Tasche startete ich in eine chaotische Reise. Ich verpasste meinen Anschlussflug, stand mutterseelenallein im Hafen und wartete auf einen Bus, der nicht kam. 30 Stunden später kam ich wohlbehalten und pünktlich im Seminar an.  Ich hatte alles auf eine Karte gesetzt und habe es nie bereut.

An unserem Kühlschrank hing ein Zettel: Der Kühlschrank ist voll. Ich weiß nicht ob und wie ich ihn wieder voll bekomme, wenn ich zurückkomme. Meine Freundinnen fanden das unmöglich. Nur meine Tochter nicht. Sie war damals schon so stark und wunderbar wie heute. Sie hat mich insgeheim dafür bewundert und wir haben ein tolles Verhältnis.

New York, New York

Jeden Morgen drehte ich diesen Song auf und tanzte barfuß durch den Flur. Ich wollte nach New York. Ich musste nach New York: Ich wollte die Ausbildung nun endlich machen.

Meine Erfahrung in der Kosmetikbranche (ja, auch das habe ich ausprobiert) hatte mich Jahre zuvor gelehrt, wie ständige Wiederholungen in Verbindung mit einem Ziel wirken. Und so wirkten sie auch jetzt. Das erste Modul. Wie im Film ergatterte ich ein Yellow Cab und fuhr in die falsche Richtung. So what! War das ein Zeichen? Vielleicht. Denn ich musste die Ausbildung zunächst abbrechen. Meine Geldreserven waren aufgebraucht. Mein Schmerz war riesengroß. So nah am Ziel und dann alles aus. Eine andere Tänzerin schenkte mir ein Dekoholz mit der Aufschrift: Never, never, never give up. Und auf meinem Visionboard stand: inspired by NYC.

Die Frau mit der schönsten Umarmung

Und so führte mich mein Herz zum Tango Argentino. Fast jeden Abend tauchte ich in die Milongas ein. Umarmungen. Berührungen von Herz zu Herz. Das Warten auf den richtigen Partner und den perfekten Tango ließen langsam meinen Schmerz vergehen. Und als ich schon nicht mehr dran glaubte, traf ich ihn. Den Mann, den ich heiraten sollte. Ich wusste, dass ich nicht alleine alt werden würde. Dennoch: Ich machte es ihm nicht leicht, mich zu gewinnen und als es endlich so weit war, bekam er ein Jobangebot nach NYC.

War das nun Zufall oder stand schon alles in den Sternen?

Zwei Jahre lang führten wir eine Long Distance Beziehung. Meine Inspiration durch NYC war Programm. Er unterstützt mich bei all meinen Plänen, so wie ich ihn.

Und am Ende hat der Albtraum mit all seinen Irrwegen sich als der heilige Traum entpuppt, der in mir schlummerte und sich erfüllte.

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