Es gibt eine verborgene Mondwelt, die wir vergessen haben und mit der wir den Kontakt verloren haben. Diese mondhelle weibliche Dimension von Dunkelheit und Mondzyklen ist ein großer Schlüssel zur Wiederherstellung unseres weiblichen Selbst und den Prinzipien des Lebens.“1  

Was wäre, wenn wir uns wieder mehr auf diese Welt einlassen würden?

Wo doch die Stimmungen von vielen Menschen durch die Mondphasen beeinflusst werden und die Gefühle sich dadurch ausgeprägter zeigen. So wäre es einen Versuch wert, uns mehr von diesem sanften, warmen Licht leiten zu lassen. Nicht wahr?

Vor kurzem hörte ich im Radio ein Interview mit einem Wissenschaftler, der behauptete, „bewiesen“ zu haben, dass der Mond keinen Einfluss auf uns Menschen hat. Er sprach von Studien in Räumen ohne Fenster. Als er befragt wurde, wie es denn käme, dass der Mond Ebbe und Flut bestimme, erwiderte er, dass dies nicht sein Forschungsgebiet sei. Erstaunt war ich über die Nicht-Reaktion der Moderatorin. Mir wären direkt einige Fragen und Anmerkungen dazu eingefallen.

Ein Mondmonat beginnt mit dem Neumond und erreicht seine Mitte, seinen Höhepunkt bei Vollmond. Frauen, die am Meer oder in der Natur leben, haben ihre Menstruation meist zu Neumond und ihren Eisprung bei Vollmond. Wann und wie die Frauen die Kräfte des Vollmondes in sich spüren ist oft sehr individuell. 2

Die Mondin hat Einfluss auf die Gezeiten des Meeres, ebenso wie auf die Gezeiten des weiblichen Körpers und Bewusstseins; Menstruations-und Mondzyklen stehen in enger Beziehung zueinander, Der synoptische Monat, die Dauer von einem Neumond zum nächsten beträgt 29,27 bis 29,83 Tage, eine Zeitspanne, die der des Menstruationszyklus sehr nahekommt. 

Deshalb war auch in alten Göttinnen-Kulturen nicht die Sonne, sondern der Mond das Maß der Zeit.

Unlängst ließ mich das Mondlicht auf dem Meer fühlen, dass es längst vergessenes Wissen gibt, das wir wiederbeleben können, um gute Lösungen zu finden: 

Intuitives Heilwissen war immer da, wir konnten es nur nicht erkennen: Diese Erneuerung kommt von den Frauen. 

Das Mondlicht offenbart die dahinterliegende Kraft der Göttin. Der Mond strahlt nicht sein eigenes Licht aus, sondern reflektiert das Sonnenlicht. Es ist ein indirektes Licht, welches sich durch die Mondphasen ständig verändert. 

Doch die Masse des Mondes bleibt davon unberührt und damit sein großer Einfluss; auf alle Wasser, alles was in flüssigem Zustand sich befindet und auf unsere Gefühle. Die Masse des Mondes ist die naturwissenschaftliche Umschreibung der Magie, die die schöpferische Göttin im Dunklen und Verborgenen wirkt, in der Stille der Nacht.  Dort webt und lenkt sie das Schicksal vom Anfang bis zum Ende, von der Geburt bis zum Tod. Sie wirkt die ewigen Kreisläufe. 

Ihr Rhythmus ist die Bewegung des Meeres, sein Kommen und Gehen. Ein- und Ausatmen. Sie bestimmt den Zyklus der Frauen, die wiederkehrenden Jahreszeiten und Phasen von Leben und Geburt, Jugend, Reife, Alter und Tod. 

Sie erschafft Neues aus sich heraus und bewahrt ihr Geheimnis für sich.  Die Göttin verbindet, hält zusammen und schützt die Harmonie des Lebens. 

Wenn ein Zyklus vollendet ist, zerstört sie das Alte.3

In meiner Meditationspraxis, 5Rhythmen®, bewegen wir uns durch alle Elemente. Das Element Wasser wird dem Chaos zu geordnet. Es ist überall in unserem Körper vorhanden und kann durch seine stark leitende Qualität dazu beitragen, dass Informationen und auch Gefühle wieder in Bewegung kommen. Dadurch entsteht ein kreativer Prozess, der zu Erleichterung und Erneuerung führt. 

Machst du dir bewusst, dass dasselbe Wasser, das unsere Ahnen getrunken haben, irgendwann nach endloser Zeit zu uns zurückkehrt? Das Wasser ist stets der Grund dafür, dass Leben entsteht. Es pulsiert wie Blut durch das Flusssystem unserer Erde. Jeder Mensch kommt mit Wasser in Berührung. Wir beginnen unser Leben im Fruchtwasser, trinken Wasser, weinen und lachen Tränen und reinigen unseren Körper mit Wasser. Es kennt unterschiedliche Formen. 

Wasser ist eine Quelle des Wissens der Welt, denn es trägt Informationen ins sich. Es schenkt uns unendlich viele im Wasser gelöste Geschichten.3

Was wäre, wenn wir mit unserem Tanz, unseren Ritualen und der vertieften Verbindung neue Geschichten schreiben würden?

Ein Teil des Mysteriums beruht auf unserer eigenen Beziehung zum Mond. Im Gegensatz zu den stärker strukturierten Religionen unserer Zeit feiern wir die meisten Gottesdienste abends und nachts und schöpfen Kraft aus dem sanften Licht des Mondes und dem Glauben an die Beziehung der Himmelskörpers zu unserer Göttin. In Räumen benutzen wir Kerzen als Ersatz für das Mondlicht. Für uns manifestiert Dunkelheit die endlosen Möglichkeiten des Universums; der Akt des Anzündens der Kerzen, die Arbeit bei Feuerschein oder das Agieren in der kühlen Essenz des Mondlichts stellt unseren Geist dar, der durch das Unbekannte wandert, und den Geist des Alls, der sich in unserem Leben manifestiert. Wir feiern die Dunkelheit nicht als das Dunkle und Böse, sondern als die Geburt der Seele aus der großen Leere.

Für mich ist dieser Text ein Abbild dessen, was im Mutterleib geschieht. Im Fruchtwasser schwebt das Kind. Es ist von einem warmen, diffusen Licht umgeben und in Wärme eingehüllt. Eine größere Kreativität als diesen Akt der Schöpfung und des Heranreifens kann ich mir kaum vorstellen. Wir Frauen sind Mit-Schöpferinnen. Wir tragen die Kraft und Liebe in unserem Schoß; verbunden mit dieser tiefen Quelle des Seins sind wir in der Lage unsere Schöpfungen in die Welt zu bringen. 

In unserem Blut sind die Gene unserer Ahninnen eingeschrieben. Von Frau zu Frau weitergegeben ist dieses alte, heilige Wissen in und durch uns verbunden. Das Kind trägt die Blutgruppe der Mutter, nur in seltenen Fällen ist es anders, dieses Bewusstsein gibt uns die Kraft die Geschichte neu zu schreiben. 

Es ist eine Yin- Qualität, die uns hier begegnet. Im Gegensatz zum Yang der Sonne, welche uns anregt, dass wir etwas anpacken, nach vorne treiben sollen. 

Obwohl die Sonne eine viel größere Masse als der Mond hat, ist der Mond nur eine innige Lichtsekunde entfernt, während die Sonne acht Lichtminuten entfernt ist, was den Mond 480 mal näher zu uns bringt, mit einer weitaus größeren Anziehungskraft.

Unsere ganze Welt löst sich in einer Mondwelle auf und bewegt sich mit ihren dunklen und hellen Rhythmen.

Die eigene Anziehungskraft zu verstärken ist eine lunare Qualität. Sagt man nicht auch: wahre Schönheit kommt von innen? Während die Sonne uns oft blendet und wir Figuren wie den Sonnen-König kennen, die einen narzisstischen Anstrich haben, wirkt das Mondlicht faszinierend und anziehend. 

Und doch sind Sonne und Mond wie das Yin und Yang miteinander verbunden, schmiegen sich aneinander. Und wir sind auf Beide angewiesen. Ohne die Sonne gäbe es kein Leben auf der Erde und der Mond leuchtete nicht, würde er nicht von ihr beschienen, könnten wir ihn und sein zauberhaftes Licht nicht sehen. Ohne den Mond andererseits gäbe es keine Gezeiten, weder im Meer noch in uns. Die Frage, die sich mir dringlich stellt: Wie lernen wir, die lunaren Qualitäten wieder wertzuschätzen. In einer Sonnen-Welt, in der alles technisiert wird. Und das Mondlicht durch elektrisches Licht überdeckt wird. Die Hebammen abgeschafft werden. Natürliche Geburten durch Geburtstermine mit Kaiserschnitt ersetzt werden. Die Menstruation von Start-Ups Sonnen-Jünglingen als unsauber abgetan wird. Frauen keine Frauen mehr sein sollen, sondern menstruierende Wesen. Frauen als Kategorie abgeschafft werden sollen. Das Wort Frau gar als Beleidigung gelten soll.

Wenn wir den Kontakt mit den wachsenden und abnehmenden Gezeiten verlieren, verlieren wir die Kraft der bewussten Empfängnis und unser Geburtsrecht als Mitschöpfer. Wir haben den Kontakt zu einem Teil von uns selbst verloren. Wir werden weniger seelenvoll, getrennt von der Traumzeit, anderen Bereichen und den schönen Schichten und Dimensionen unserer weiblichen Gefühle.

Das Mondlicht zu feiern und uns auf unsere reiche Gefühlswelt einzulassen, ist für mich der Schlüssel in eine sinnliche und schöpferische Zukunft. 

Wir sind anspruchsvoll und wundervoll und diese Ansprüche gilt es in die Welt zu gebären.

Azra Bertrand.M.D. & Seren Bertrand – Womb Awakening

2 Heide-Marie Heimhard- Sacred Women

3 Jutta Westphalen – Die Urkraft der Weiblichkeit

SilverRavenWolf – Zauberbuch der neuen Hexen

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